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Stand und Schritte

Quelle

(15v) Auch wisse, wenn einer mit einem ficht, so soll er sein Schritte wohl wahrnehmen und sicher in dem sein, als ob er richtig zusammen auf einer Waage stehen würde, (und) hinter sich, oder vor sich treten, nach dem was er gespürt hat, gefügig und gelenkig, rasch und schnell.

(18r) Darauf Dich stoße: Alle Dinge haben Länge und Maß.

(22v) und was Du treibst und beginnst, so habe immer Maß und Länge. Alsbald Du ihm den Vorschlag gewinnst, so tue ihn nicht zu heftig und zu hart, so dass Du den Nachschlag nicht mehr machen kannst.

Darum spricht Lichtenauer: "Darauf Dich (besinne?): Alle Dinge haben Länge und Maß" und dasselbe vernimm auch von den Schritten und von allen anderen Stück und Gesetze des Fechtens.

(18v) Willst Du die Kunst schauen, gehe links und rechts mit Hauen und links mit rechts auf das Du stark wirst fechten.

(19v) Auch merke und wisse mit dem was er spricht: "wirst Du die Kunst schauen, etc." meint er, das Du, wenn Du kunstvoll fechten willst, den linken Fuß vorsetzen sollst und von der rechten Seite hauen. Direkt zum Mann mit drei Hauen, so lange bis das er siehst das er einen wohl gehabt mag und ihn wohl erreichen mit seinen Schritten. Und (Lichtenauer) meint, wenn einer stark fechten möchte, dann soll er von der linken Seite auf fechten mit seinem ganzen Leib und mit seiner ganzen Kraft. Zum Kopf und zum Leib wo immer er ihn auch treffen mag.Auch meint er (also Lichtenauer), das einer dem Hau nicht gleich nachgehen und treten soll, sondern etwas beiseite und krummes Umgehen, damit er Ihm auf die Seite kommt,von der er ihn angreifen und mit Allerlei bedrängen mag, als von vorne zu.

(15v) Auch sollst Du (ein) Maß haben in Deine Gefechte, nach dem was sich ergibt. Und sollst Du nicht zu weit schreiten, dass Du desto sicherer eine Anderen Schrittes einholen magst, hinter Dich oder vor Dich zu tun, nach dem was sich ergibt. Auch ergeben sich oft zwei kurze Schritte vor einem Langen. Und oft ergibt es sich, dass einer einen Linksschritt tun muss, mit kurzen Schritten und oft das einer einen guten Schritt oder Sprung machen muss.


Quelle

(11v-13r) Merk, das ist die erste Lehre des Langen Schwertes, dass Du die Haue von beiden Seiten richten hauen lernen sollst, wenn Du gegen den Anderen stark und richtig fechten willst. Das vernimm also: Wenn Du von der rechten Seite hauen willst, so siehe, dass Dein linker Fuß vorsteht. Haust Du dann den Oberhau von der rechten Seite, so folge dem Hau nach mit dem rechten Fuß. Tust Du das nicht, dann ist der Hau falsch und ungerecht, denn Deine rechte Seite bleibt dahinter. Darum ist der Hau zu kurz und mag seinen rechten Gang, unter sich zu der richtigen anderen Seite, vor dem linken Fuß, nicht bekommen. Desgleichen: Wenn Du von der linken Seite haust und dem Hau nicht mit dem linken Fuß nachfolgst, so ist der Hau auch falsch. Darum so merk, von welcher Seite Du auch haust, dass Du mit demselben Fuß dem Hau nachfolgest. So magst Du alle Deine Stücke mit (…) Stärke richtig treiben. Und genau so sollen alle anderen Haue auch gehauen werden.


Quelle

(7v) Merke, das ist die erste Kunst des Langen Schwertes, dass Du vor allen Dingen die Haue richtig schlagen lernst, wenn Du gegen Andere stark fechten willst. Und das vernimm also: Wenn Du mit dem linken Fuß vor stehst und von Deiner rechten Seite haust und Du folgst dann dem Hau nicht nach mit Deinem Zutritt Deines rechten Fußes, so ist der Hau falsch und unrichtig. Denn Deine rechte Seite bleibt dahinter, darum wird der Hau zu kurz und kann seinen richtigen Gang zu der anderen Seite, vor den linken Fuß unter sich nicht haben. Also soll das Widerspiel von der linken Seite durch, soll bei allen Hauen und Tritten mit einander zugleich geschehen.


Eine gute Fußarbeit ist eine wichtige Voraussetzung für einen Fechter. Leider wird in den Quellen wenig bis gar nichts darüber gesagt, wie die Füße genau zu stellen sind. 


Stand


Grundstellung

Die Grundstellung in der deutschen Schule nach Drey Wunder ist wie folgt. Das vordere Bein ist das Standbein und mit 60%-70% des Gewichtes belastet dazu befindet sich der Oberschenkel maximal in 45 Grad zum Unterschenkel. Das hintere Bein ist angewinkelt. Der Oberkörper ist grade aufgerichtet. Die Füße stehen versetzt und sind in einem stabilen Dreipunkte Stand. Die Grundhaltung ist aggressiv nach vorn orientiert und ist optimiert um blitzschnelle Ausfälle zu ermöglichen


Schritte


Ganzer Schritt vorwärts - der hintere Fuß wird mit einem Schritt vorn abgesetzt die Auslage ändert sich die Grundstellung ist wieder eingenommen- und rückwärts – der vordere Fuß wird hinten mit einem Schritt abgesetzt und die Auslage ändert sich die Grundstellung ist wieder eingenommen. Der Schritt sollte, wenn wir den Anweisungen des (MS 3227a) folgen, nicht sehr weit sein, damit Du jederzeit wieder zurückgehen kannst. Er sollte aber auch nicht besonders klein sein.


Halber Schritt vorwärts - der vordere Fuß wird nach vorne „geschleudert“ der hintere zieht dann nach die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen. Halber Schritt rückwärts - der hintere Fuß wird nach hinten „geschleudert“ der vordere Fuß zieht dann nach die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen. Das gibt Dir die Möglichkeit die Entfernung zum Gegenfechter sehr schnell und unauffällig zu verändern. Das geht natürlich auch umgekehrt. 


Kreuzschritt vorwärts – der hintere Fuß wird kreuzweise vor dem vorderen abgesetzt dann der nun hintere Fuß weit nach vorne abgesetzt die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen. Kreuzschritt rückwärts – der vordere Fuß wird kreuzweise hinter den hinteren Fuß abgesetzt der nun vordere Fuß wird dann weit nach hinten abgesetzt die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen.


Nachstellschritt vorwärts - der hintere Fuß wird hinter dem vorderen abgesetzt (90 Grad) und der vordere Fuß wird danach nach vorne abgesetzt (Reihenfolge beachten) die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen. Nachstellschritt rückwärts – der vordere Fuß wird nach hinten gezogen und vor dem hintere Fuß abgesetzt (90 Grad), der hintere  Fuß wird danach nach hinten abgesetzt (Reihenfolge beachten) die Auslage bleibt erhalten die Grundstellung ist wieder eingenommen.


Wechselschritt: den vorderen Fuß nach hinten zu setzen und dann den hinteren Fuß nach vorn, ohne dass sich die Entfernung zum Gegner verändert. Dabei stehen Deine Füße für einen kurzen Augenblick nebeneinander. Dieser Wechselschritt kommt im Wesentlichen aus der Drehung der Hüfte. Die Bewegung erscheint zunächst unnatürlich. Deswegen ist eine Übung notwendig.


Der Ausfall wird ähnlich dem halben Schritt ausgeführt. Der vordere Fuß wird nach vorn abgesetzt der hintere unterstütz den Ausfall und bleibt an Ort und Stelle. Ein kontrollierter Fall nach vorn zur Attacke des Gegners.


Erweiterung des Ausfalls ist mit dem Ausfall der Gegner nicht zu erreichen erweitert man den Ausfall indem man den hinteren Fuß ran zieht (Abstand zum vorderen Fuß beachten für stabile Stellung) und dann den vorderen wieder in den Ausfall stellt.


Gradus Primus

Alle Schrittarten mit Schwert in der Hand Vor- und Rückwärts ausführen.

Ganzer Schritt

Halber Schritt

Kreuzschritt

Nachstellschritt

Wechselschritt

Ausfall

Erweiterte Ausfall

Doppelschritt vorwärts

Doppelschritt mit Wendung

Trippelschritt vorwärts (LM)

Gradus Secundus

Kombination von 2-3 Schrittarten selbst erarbeiten und üben. Alle ausgesuchte Schritte werden flüssig ohne pause, Vor- oder Rückwärts oder in Kombination beide Richtungen ausgeführt. Geschwindigkeit steigern. Alle Schrittarten sind erlaubt.

Gradus Tertius

Ablauf wie bei Gradus Secundus nur mit einem Schwert in der Hand. Dazu Sinnvolle Huten oder Abläufe einbauen. Auch mit Flowering kombinierbar. Schritte müssen aber weiterhin klar und deutlich erkennbar sein und auch korrekt ausgeführt werden.


Mobilität und Explosionskraft

Gradus Primus

Einen festen Mittelpunkt am Boden suchen. Beide Füße stehen auf diese Punkt. Ziel ist explosionsartig nach vorne oder nach hinten ein Schritt auszuführen. Freie Schrittwahl. Wichtig ist aber, dass eine unsere Füße stets auf den Mittelpunkt zurückkehrt. Mehrere Schritte können hintereinander in Fluss ausgeführt werden. Richtungswechsel ist ebenso möglich.

Gradus Secundus

„Umkehren“: bei diese Übung versuchen wir so schnell wie möglich aus der Grundstellung nach vorne- bzw. nach hinten einen Schritt auszuführen um dann möglichst in eine sehr kleine Zeitfenster wieder zurück in unsere Ursprüngliche Position zu kommen. (freie Schrittwahl) Diese Übung simuliert einen „Abzug“ nach eine Angriff oder eben einen „Angriff“ nach eine defensives Ausweichen nach hinten (z.B. Nachreisen) Bitte auf sauberes und stabiles Stand achten.