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(14v) Zusammen nach einer Schnur oder zusammen als ob sie besonders gemessen oder gewogen währe.... Er muss also schnell und gleich zuhauen, zum Manne, zum Kopf oder zum Leib – immer nach dem Allernächsten und Schnellsten was er bekommen kann und erreichen und schnell und lieber mit einem Schlag, denn mit Vieren oder Sechsen, mit denen er nichts erreicht.
Wir unterscheiden zwischen zwei Haue. Den Oberhau und den Unterhau. Alle anderen Haue sind Varianten dieser beiden.
- Ein Oberhau wird von oben nach unten geschlagen wird. Dabei ist es egal was genau damit getroffen wird.
- Ein Unterhau wird von unten nach oben geführt wird. Dabei ist es egal was genau damit getroffen wird.
Ein Mittelhau wird in der Deutschen Schule nicht bzw. kaum beschrieben. Bei dem Hau wird idealer Weise mit dem obersten Drittel der Klinge getroffen. Mehr ein Niederstürzen des Schwertes, als eine schneidende Bewegung. Bei einem Schlag bewegt sich der Ort gradlinig und auf kürzestem Weg zur Blöße. Der Schlag ist dabei weniger eine Kreisbewegung, wie es häufig zu sehen ist. Der Weg der Klinge ist weniger ein Schlag, sondern ein Hinfliegen des Ortes zur Blöße. Der entsteht aus einer gegenläufigen Bewegung der Hände. Die vordere rechte Hand drückt bei einem Oberhau und die hintere linke Hand zieht. Dabei wird der rechte Arm gestreckt und der linke Arm angezogen.
Im „Ernstfechten“ wird mit der Schwert auch nicht ausgeholt. Der Schlag erfolgt unmittelbar aus der Position, in der sich die Klinge gerade befindet, bzw. aus der jeweiligen Hut. Ein zusätzliches Ausholen ist nicht notwendig. Wenn bei der Hau ausgeholt wird, dann signalisierst man dem Gegner, dass ein Hau folgen wird. Das gibt ihm die Möglichkeit sich auf den Schlag vorzubereiten.
Wohin der Vorschlag zu führen ist
Quelle - MS 3227a (16r) Auch sollst Du immer lieber die obere Blöße nehmen, als die Untere. Und ihm über dem Gehilz einfahren mit Hauen oder Stichen, künstlich und rasch. Denn einer erreicht einen viel besser und einfacher ober dem Gehilz, denn darunter und für ihn ist so alles Fechtens auch viel sicherer. Und das obere Rühren eines ist viel besser als der Unteren eines.
Der Deutschen Schule spielen die unteren Blößen als Angriffsziele keine Rolle. MS 3227a empfiehlt einen Angriff auf die oberen Blößen. Schulter und Oberarme sind Alternativziele wenn der Kopf nicht erreicht werden kann.
Die Angriffsrichtung
(16r) Auch wissen, das Du immer von der rechten Seite kommen sollst, in Deinem Gefecht, wenn er einen da in allen Sachen des Fechtens oder Ringens besser bekommen kann, als direkt von vorne zu.
(19v) Auch meint er, das einer dem Hau nicht gleich nachgehen und treten soll, sondern beiseite und krummes Umgehen, damit er Ihm auf die Seite kommt, von der er mit Allerlei gehaben mag, als von Vorne.
(18v) Höre was schlecht ist. Fechte nicht oben links, wenn Du rechts bist. Und wenn Du Links bist vom rechten sehr hinkest.
(19v) Auch merke und wisse: Mit dem als er spricht: "willst Du Kunst schauen, etc." meint er, dass ein kunstvoller Fechter den linken Fuß vorsetzen soll. und von der rechten Seite hauen. Direkt zum Mann mit treibenden Hauen so lange bis das er siehst wo er ihn wohl gehaben mag und wohl darreichen mit seinen Schritten. Und (Lichtenauer) meint, wenn einer stark fechten möchte, dann soll er von der linken Seite auf fechten mit ganzem Leib und mit ganzer Kraft. Zum Kopf und zum Leib wo immer er nur treffen mag..
[MS_Dresd.C.487](http://www.wiktenauer.com/wiki/Johan_Liechtnawers_Fechtbuchgeschriebenn(MS_Dresd.C.487)
(14r) Höre was da schlecht ist.Fechte nicht oben links, so Du rechts bist. Und wenn Du links bist, hinkst Du rechts auch sehr.
(14r-14v) Dieser Abschnitt ist an Links- und Rechtshänder adressiert. Das vernimm also: Wenn Du im Zufechten zu ihm kommst. Bist Du dann Rechtshänder und möchtest den Mann schlagen, so haue den ersten Schlag nicht von der linken Seite. Denn der ist schwach und Du magst damit nicht widerhalten, wenn er Dir stark darauf anbindet. Darum schlage von der rechten Seite: So magst Du stark am Schwert mit Kunst arbeiten was Du willst. Desgleichen bist Du Linkshänder, so haue auch nicht von der rechten Seite. Denn die Kunst ist gar wild einen Linkshänder dazu zu treiben von der rechten Seite zu schlagen. Das gleiche gilt auch einen Rechtshänder von der linken Seite.
(1r) Höre was da schlecht ist. Fechte nicht oben links, so Du rechts bist. Und wenn Du links bist, im Rechten auch sehr hinkest.
(10r-10v) Merke das ist die erste Kunst des Langen Schwertes. Dass Du vor allen Dingen lernen sollst was richtige Haue sind. Das Du anders stark fechten willst. Und das vernimm also: Wenn Du mit Deinem Linken Fuß vorstehst und haust von Deiner rechten Seite und folgst dann dem Hau nicht nach mit Deinem zutritt Deines rechten Fußes, so ist der Hau falsch und unrecht. Denn Deine rechte Seite, die bliebt dann hinter drann und der Hau wird zu kurz und hat seinen rechten Ganz zu der anderen Seite vor den linken Fuß nicht gehabt. Oder stehst Du mit dem rechten Fuß vor und haust von der linken Seite, folgst dann mit dem linke Fuß dem Hau aber nicht nach, so ist der Hau auch falsch. Darum so merke: Wenn Du hast von der rechten Seite, das Du immer mit dem rechten Fuß dem Hau nachfolgst. Des Gleichen tue auch, wenn Du von der linken Seite hast. So gibt sich Dein Leib mit Recht in die Waage. So werden die Haue lang und gerecht gehauen.
Ein Angriff soll also eher von der rechten Seite als direkt von vorne geführt werden. Der Angriff soll auch mit dem Schwert nicht frontal in den Gegner herein geführt werden, sondern mehr oder weniger von der rechten Seite auf die Linke. Wenn der Hau gerade auf den Gegner geführt wird, sollte gleichzeitig ein Schritt zur Seite auswärts gemacht werden.
Hau und lass den Ort schießen
(34v) so haue einen Oberhau gleich zu ihm, so dass Du Deinem Ort schießt, ihm zu seiner Seite über dem Gehilz ein, so dass Du dasselbe Löchlein oder Fensterlein, so gerade treffest, zwischen der Schneide und dem Gehilz.
(25v) und soll seinen Ort werfen oder schießen ihm über sein Gehilz auf die Hände
(26v) und schick es einem über dem Gehilz ein mit Ort schieße recht zusammen den Krumphau von oben nieder.
(28v) Und einer soll den Schilhau lang genug und den Ort feste schießen, anders er wird gehindert mit Durchwechseln
Im MS 3227a findet sich diese Anweisung an vielen Stellen. Dabei wird ein Hau direkt mit einem Stich kombiniert. MS 3227a verwendet diese Kombination von Hau und den Ort schießen lassen nicht nur bei den beiden Meisterhauen, sondern bei vielen Schlägen. Den Ort schießen lassen geht nicht nur aus der Bindung, nachdem eine Bindung entsteht. Wir verbinden das Schießen des Ortes mit einem Ausfall.